Archiv der Kategorie: ZSM

Neue Online-Galerie für Hautflügler geht online

Die südeuropäische Biene Rhodanthidium sticticum beim Blütenbesuch

Die südeuropäische Biene Rhodanthidium sticticum beim Blütenbesuch. (Foto: Stefan Schmidt, SNSB-ZSM)

Wildbienen und andere Stechimmen sind hoch bedroht und wie viele andere Insekten stark vom Artenrückgang betroffen. Um diese Tiere schützen zu können, ist es wichtig, sie zuverlässig zu erkennen und weiteres Wissen über die Arten zu sammeln. Mit einer neuen, weltweit einzigartigen Online-Bildergalerie von Bienen, Wespen, Ameisen und anderen Hautflüglern möchte die Zoologische Staatssammlung München (SNSB-ZSM) zur besseren Artenkenntnis auch in der breiten Bevölkerung beitragen. Die Web-Galerie soll engagierte Naturliebhaber, aber auch Forscher ansprechen, um ihnen diese Insektengruppe näherzubringen und eine Identifizierung von Arten zu ermöglichen.

Die Bildergalerie speziell für Bienen, Wespen und andere Hautflügler (https://snsb-zsm.pictures) basiert auf einem neuartigen Konzept, bei dem Insektenfotografen aus dem In- und Ausland qualitativ hochwertige Digitalfotos von lebenden Insekten einreichen. Diese werden von Experten der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) bestimmt und verifiziert und dienen künftig als Referenzfotos. Gleichzeitig stellen die Experten auch Bilder präparierter Exemplare aus ihren eigenen Sammlungen zur Verfügung. Ziel ist der Aufbau einer digitalen Referenzsammlung. Um die Daten auch für weitere Forschungen wie beispielsweise zum Artensterben oder Klimawandel nutzen zu können, sollen auch Funddaten miterfasst werden.

Die Pelzbiene Anthophora plumipes, hier ein Männchen, ist ein häufiger Besiedler von Gärten

Die Pelzbiene Anthophora plumipes, hier ein Männchen, ist ein häufiger Besiedler von Gärten. (Foto: Christian Schmid-Egger)

Die Website bietet damit zuverlässige Informationen zu den dargestellten Arten und erlaubt einen einzigartigen Einblick in das Leben der Bienen und Wespen anhand von Fotos. Die Galerie wächst ständig: Schon jetzt zeigt sie mehr als 3.000 Fotos von mehr als 800 Arten. In Deutschland leben insgesamt etwa 600 Bienen- und 500 andere Stechimmen-Arten. Weitere 10.000 Arten zählen zu den parasitoiden Wespen (z.B. Schlupf- und Erzwespen). Die Datenbank soll zunächst deutschlandweit, später weltweit ausgebaut werden.

Das Projekt ist eines von mehreren wissenschaftlichen Projekten mit Bürgerbeteiligung („Citizen Science“) an der Zoologischen Staatssammlung München. Die Bildergalerie ist zudem eine wichtige Ergänzung zu den Projekten zur Erstellung einer genetischen Bibliothek des Lebens anhand genetischer Kennsequenzen. Das sogenannte „DNA-Barcoding“ wird an der Zoologischen Staatssammlung München seit über 10 Jahren im Rahmen mehrerer Großprojekte betrieben, wie dem aktuellen Projekt „GBOL III: Dark Taxa“.

Kontakt

Dr. Stefan Schmidt
Zoologische Staatssammlung München (SNSB-ZSM)
Münchhausenstr. 21, 81247 München
Tel. 089 – 8107 159
E-Mail: stefan.schmidt@snsb.de

Mehr Info

www.zsm.mwn.de – Zoologische Staatssammlung München (SNSB-ZSM)
http://barcoding-zsm.de – DNA-Barcoding an der Zoologische Staatssammlung München

ZSM kooperiert mit “München floriert!”

Seit 2018 heißt es in Bayerns Hauptstadt „München floriert!“. In dem Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung gehört die SNSB-Zoologische Staatssammlung München zu den Kooperationspartnern der ersten Stunde. Mit zahlreichen weiteren Partnern in München werden Wildblumenwiesen angelegt, Niststrukturen gefördert und Menschen in Vorträgen für die Welt der Wildbienen begeistert.

Schon vor dem eigentlichen Projektstart wurden an der ZSM die Ärmel hochgekrempelt: Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden bereits 2017 durch den Bund für Umwelt und Naturschutz praktische Maßnahmen auf dem Außengelände der ZSM umgesetzt. Hier wurde stellenweise der Oberboden abgeschoben, um offene Stellen für im Boden nistende Wildbienenarten zu fördern.

Doch dabei sollte es nicht bleiben: So wurde direkt neben dem Haupteingang auf einer Fläche von 600 m² in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz eine Wildblumenwiese angelegt. Bereits im Frühjahr 2019 wurde der Boden erstmalig gefräst. Schließlich konnte im Herbst dann das Saatgut ausgebracht werden. Hierzu wurde eine autochthone, d.h. gebietsheimische Saatgutmischung verwendet.

Um den Besuchern der ZSM die Bedeutung von Wildblumenwiesen als Nahrungsquelle für Wildbienen und andere Insekte zu verdeutlichen, wurde im Mai 2020 eine Infotafel zum Thema „Lebensraum Wildblumenweise“ neben der Fläche ausgestellt. Es handelt sich hierbei um das erste Kooperationsprojekt zwischen Zoologischer Staatsssammlung, Deutscher Wildtier Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz, vertreten durch die Ortsgruppe München West.

Neben den praktischen Maßnahmen spielt die ZSM eine besondere Rolle in dem Projekt, denn die umfangreiche Sammlung von Wildbienen und die technische Ausstattung der ZSM bilden eine ideale Grundlage für die Vermittlung von Artenkenntnis. Die ZSM führt zudem wissenschaftliche Begleituntersuchungen durch. Ziel ist die Entwicklung von Methoden, um die Zusammensetzung von Wildbienen-Lebensgemeinschaften anhand genetischer Kennsequenzen (DNA-Barcodes) zu bestimmen. Dadurch sollen die Maßnahmen auf Ihren Erfolg hin überprüft und Entscheidungsgrundlagen für das Biotop-Management geschaffen werden.

Virtuelle Angebote der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns

Die virtuellen Angebote der SNSB bringen die derzeit geschlossenen Sammlungen und Museen der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns zu Ihnen nachhause! Das Angebot wird kontinuierlich ausgebaut – schauen Sie am besten immer mal wieder vorbei!

Die Schmetterlingssammlung der ZSM ist mit 12 Millionen Exemplaren die größte der Welt. Diese wird zudem stetig erweitert. Im Jahr 2016 stieß beispielsweise die Schmetterlingssammlung des italienischen Forschers Fabio Vitale dazu, die hauptsächlich aus südamerikanischen Tagfaltern besteht.

Echter Klimaschutz braucht Artenforschung!

Wenn wir täglich von Klimawandel und Klimaschutz hören, geht es meist nur um Treibhausgase, Temperatursteigerung, schmelzendes Eis und langsam aber sicher steigende Ozeane. Die Natur, die Lebewesen, unsere akut gefährdeten Lebensgrundlagen bleiben in physikalisch und ökonomisch geprägten Debatten außen vor. Das ist unklug und viel zu kurz gedacht, pointiert der aktuelle Warnruf des Artenforschers Prof. Dr. Michael Schrödl (SNSB-ZSM): Denn die Klima-Zeitbombe hat biologische Zünder. Wir müssen das Klima, die Natur und die Menschen gemeinsam schützen, und zwar sofort, wenn wir eine Zukunft für uns und unsere Kinder wollen!

Bericht (ab Seite 14) in der aktuellen “MUM”, der Uni-Zeitung der LMU München

Was haben Klimaschutz und Artensterben miteinander zu tun?

Das soeben in der zoologischen Zeitschrift „Spixiana“ erschienene Editorial „A scientists warning: stop neglecting biodiversity in climate change!” zeigt auf, wie sensibel Lebewesen, Arten und Ökosysteme auf den Klimawandel reagieren. Wie sterbende Bäume, brennende Wälder, bleichende Korallenriffe den Klimawandel beschleunigen. Und wie schnell und endgültig Ökosysteme samt ihren für uns lebenswichtigen Leistungen wie Wasser und Nahrung kippen und verschwinden können – jetzt schon, bei nur etwa 1°C globaler Temperaturerhöhung.

Overshoot tut uns nicht gut!

Dürresommer 2018: Tote Großmuscheln

Sollte die Menschheit auch nur annähernd so weitermachen wie bisher, könnten wir laut einer Studie von Xu et al. (2018) schon in zehn Jahren (im Jahr 2030) den laut Weltklimarat kritischen Temperaturanstieg von 1,5°C erreicht haben. Selbst die optimistischen Szenarien für die Reduktion globaler Treibhausgasemissionen gehen davon aus, dass diese 1,5°C dann für einige Jahrzehnte überschritten werden – ein allgemein akzeptierter „overshoot“, der vermutlich die tropischen Regenwälder und Korallenriffe samt der Mehrzahl der dort ansässigen Arten und höheren Lebewesen auslöschen dürfte. Massensterben, Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln, Ressourcenkriege, Seuchen, Völkerwanderungen, Wirtschaftskrisen, milliardenfache Not: ob die Zivilisation solche Erschütterungen überstehen wird? Das globale Artensterben samt Ursachen und Folgen wird auch und gerade im Zuge der Klimakrise sträflichst unterschätzt!

Give trees a chance!

Andererseits böten biologisch vielfältige, gesunde, humusreiche Böden, intakte oder renaturierte Moore und artenreiche Wälder mit alten Bäumen enorme Chancen, den „overshoot“ und damit den „overkill“ verhindern zu helfen und Treibhausgase langfristig zu binden. Durch ökologische Landwirtschaft und naturnahe Wiederbewaldung insbesondere der (Sub)Tropen ließen sich rasch gigantische Mengen CO2 aus der Atmosphäre saugen, artenreiche Ökosysteme stabilisieren und nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten schaffen. Existenzen für Hunderte Millionen, wenn nicht Milliarden armer Menschen. Emissionen senken, Lebensräume schützen und renaturieren, Menschen sinnvoll einbinden: Dies wäre wirksamer „Echter Klimaschutz“, und genau dafür sollten wir massive Mittel verwenden.
Das Klima, die Natur und die Menschheit können und müssen wir gemeinsam retten. Ansonsten drohe „unsägliches Leid“, warnt Schrödl als einer von 11.263 WissenschaftlerInnen aus 153 Ländern (Ripple et al. 2019). Die AutorInnen halten es für ihre Pflicht, die Menschheit in Klartext vor Katastrophen zu warnen und Auswege aus dem Klimanotstand aufzuzeigen. So fordern sie insbesondere eine rasche Transformation von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern, weniger Emissionen von Methan und anderen kurzlebigen Schadstoffen, eine Umstellung auf weitgehend pflanzliche Ernährung samt Ende der Nahrungsmittelverschwendung, ein nachhaltiges Wirtschaftssystem mit mehr Verteilungs- und Gendergerechtigkeit, Menschenrechten und Bildung als Basis für weniger Bevölkerungszuwachs, sowie den Schutz der Natur und die Stärkung von Ökosystemen als CO2-Senken.

Wirksamer Schutz braucht Forschung – und die braucht Geld!

Klimaschutz braucht Klimaforschung, das ist uns allen klar. Und Artenschutz braucht Artenforschung! Letzteres findet aber so gut wie nicht statt. Artenanzahl weltweit? Wir wissen es nicht einmal annähernd. Wir kennen etwa 1,5 Millionen Tierarten, aber Schätzungen reichen von 2 bis 100 Millionen! Und welche und wie viele Arten gehen gerade im 6. Massensterben verloren? Auch das wissen wir nicht. Dieser Grad an Unkenntnis ist nicht nur erschreckend, er ist gefährlich: Wir müssen endlich herausfinden, wie viele und welche Arten es wo gibt, und was sie dort in den Ökosystemen tun. Wir brauchen endlich Arteninventuren, in Städten, Ländern, weltweit, um den Status Quo und dessen Veränderungen feststellen zu können. Um die biologische Verarmung belegen und den Kollaps lebenswichtiger Ökosysteme mit geeigneten Maßnahmen aufhalten zu können. Da die nötigen Millionen und Milliarden an Fördermitteln für moderne Profi-Artenforschung bisher nicht fließen, hat Michael Schrödl die vielleicht (?) weltweit erste gemeinnützige „Artenvielfaltsforschungsfirma“ gegründet: Spenden sind willkommen!

Publikationen

Schrödl, M. A scientists warning: stop neglecting biodiversity in climate change! Spixiana 42: 1-5. https://scientistswarning.forestry.oregonstate.edu/sites/sw/files/Schr%C%B6dlSpixiana2019.pdf

RIPPLE, W, J., WOLF, C., NEWSOME, T.M., BARNARD, P., MOOMAW, W.R., and 11.258 scientist signatories from 153 countries. 2019. World Scientists’ Warning of a Climate Emergency. BioScience biz88: 1-5. https://scientistswarning.forestry.oregonstate.edu/sites/sw/files/Ripple2019_Bioscience.pdf

Xu, Y., Ramanathan, V. & Victor, D. 2018. Global warming will happen faster than we think. Nature 564: 30-33.

Vegetarische Vorfahren – Neue Einsichten zur Evolution des Höhlenbären

Im Spätpleistozän (vor 125.000 bis vor 12.000 Jahren) lebten zwei Bärenarten in Europa: der allesfressende Braunbär (Ursus arctos) und der heute ausgestorbene, vegetarisch lebende Höhlenbär (Ursus spelaeus s.l.). Durch die unterschiedliche Ernährung besetzten die beiden Bärenarten vermutlich unterschiedliche ökologische Nischen, dadurch konnten sie im gleichen Lebensraum koexistieren. Über den Vorläufer des Höhlenbären, den Deninger Bären (Ursus deningeri), dessen Fossilien extrem selten sind, ist bisher wenig bekannt.

 

 

Eine Forschergruppe aus Deutschland und Spanien um Anneke van Heteren von der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM), hat nun anhand von Schädelmerkmalen entdeckt, dass die Ernährung des Deninger Bären der des Höhlenbären bereits sehr ähnlich war. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Historical Biology publiziert. Bis jetzt war nicht viel bekannt über die Evolution des Höhlenbären und darüber, wie er Vegetarier wurde. „Fossilien der Vorfahren des Höhlenbären sind so selten, dass es sehr schwierig ist, sie zu erforschen“, sagt Elena Santos, Koautorin und Forscherin an den Universitäten von Burgos und Madrid. Die einzige heute noch lebende rein vegetarische Bärenart ist der bekannte Riesenpanda, der sich ausschließlich von Bambus ernährt.

Die charakteristische Form des Schädels, Unterkiefers und der Zähne des Höhlenbären weist auf seine vegetarische Ernährung hin. Um die Evolution des Höhlenbären zu verstehen, haben die Forscher die seltenen Fossilien von Ursus deningeri in einem CT-Gerät gescannt und nachträglich digital das Sediment „entfernt“, ohne das Risiko eingehen zu müssen, die seltenen Fossilien zu beschädigen. Mit einer statistischen Methode, die sogenannte geometrische Morphometrie, verglichen die Forscher an Hand von Messpunkten die dreidimensionale Form von Unterkiefern und Schädeln des Deninger Bären mit denen des Höhlenbären und der modernen Bärenarten. „Die Analysen zeigten, dass Unterkiefer und Schädel des Deninger Bären denen des Höhlenbären sehr ähnelten. Dies gibt uns den Hinweis, dass sie an die gleiche Ernährung angepasst und primär vegetarisch waren.“, erklärt Anneke van Heteren, Leiterin der Säugetiersektion an der ZSM und Hauptautorin des Artikels.

„In welchem Ausmaß der Höhlenbär vegetarisch war, wird noch immer diskutiert. Gerade deshalb ist diese neue Information über die Ernährung seines direkten Vorfahren sehr bedeutend und lehrt uns, dass der Unterschied zwischen der Ernährung von Höhlen- und Braunbären schon vor mindestens 500.000 Jahren etabliert war, wahrscheinlich sogar noch früher“, sagt Mikel Arlegi, Doktorand an den Universitäten von Baskenland und Bordeaux.

Mikro-CT Rekonstruktionen A) Schädel eines jungen Deninger Bären der Iberischen Halbinsel B) Schädel eines ausgewachsenen männlichen Höhlenbären. Die Schädel sind sich in vielen Merkmalen ähnlich. Foto: Elena Santos (Centro Mixto UCM-ISCIII) / Taylor and Francis

Die Studie zeigt auch morphologische Unterschiede zwischen den Deninger Bären der Iberischen Halbinsel und denen des übrigen Europas. Diese Formunterschiede betreffen den Unterkiefer, sind aber wahrscheinlich nicht mit der Ernährung verbunden. Die Forscher haben hierfür drei mögliche Erklärungsversuche parat: 1) die Iberischen Bären sind chronologisch jünger als die anderen, 2) die Pyrenäen haben als natürliche Barriere zu einer genetischen Differenzierung der Iberischen Bären und der europäischen Bären geführt, 3) es gab mehrere Abstammungslinien, von welchen entweder nur eine zu den Höhlenbären geführt hat, oder jede Abstammungslinie führte zu einer eigenen Gruppe von Höhlenbären. “Um diese drei Hypothesen zu überprüfen, benötigen wir allerdings mehr Fossilien“, erklärt Asier Gómez-Olivencia, Ikerbasque-Forscher an der Universität von Baskenland.

Publikation:
van Heteren AH, Arlegi M, Santos E, Arsuaga J-L, Gómez-Olivencia A. 2018. Cranial and mandibular morphology of Middle Pleistocene cave bears (Ursus deningeri): implications for diet and evolution. Historical Biology. DOI: 10.1080/08912963.2018.1487965
https://doi.org/10.1080/08912963.2018.1487965

Kontakt:
Dr. Anneke H. van Heteren
SNSB – Zoologische Staatssammlung München
Münchhausenstraße 21, 81247 München
Tel.: +49 89 8107 125
E-Mail: vanHeteren@snsb.de

Neues Science-Paper: Operation gelungen, Patient tot?

Die UN-Konvention zur globalen Biodiversität (CBD) beinhaltet neben dem dringend nötigen Schutz- und Forschungsauftrag auch eine bittere, ja für so manche Forschungsprojekte und Arten wohl tödliche Pille: Den im Nagoya-Protokoll geregelten Vorteilsausgleich für genetische Ressourcen, das so genannte Access and Benefit Sharing (ABS).

Was arg nach Vollbremsung klingt – ist es auch. Jedenfalls für unsere nicht-kommerzielle Artenforschung. Es war gut gemeint, biodiversitätsreiche, meist südliche Länder, für den Zugang zu ihren genetischen Schätzen, also heilenden oder sonst wie industriell verwertbaren oder lukrativen Substanzen und Organismen, mit Geld oder Gegenleistungen zu kompensieren.

Doch allein der Versuch, den ausufernden ABS-Formalitäten Genüge zu tun, hat sich zu einem Albtraum für die meist eh schon mittellosen, idealistischen und immer seltener werdenden Grundlagenforscher entwickelt. Selbst wenn wir ausländisches Material nur für Stammbaumanalysen nutzen oder neue Tierarten molekular beschreiben – als Basis und Service für die globale Wissenschaft und üblicherweise sowieso gemeinsam mit Forschern aus den Herkunftsländern – unterliegen wir denselben Regeln, denselben bürokratischen Hürden und oft denselben Erwartungen nach geldwertem Ausgleich unserer „Nutzung nationaler genetischer Ressourcen“ wie riesige Pharmakonzerne.

Felimare juliae, eine in internationaler Kooperation beschriebene Meeresnacktschnecke aus Brasilien

Moderne, hochwertige taxonomische Arbeit, Revisionen größerer, weit verbreiteter, gar zirkumtropischer Gruppen, phylogenetische Rekonstruktionen, Analysen der Evolution über Ländergrenzen und Kontinente hinweg? Also das, was wir Profi-Taxonomen und Systematiker früher bevorzugt machten… „Nicht mehr möglich, vergiss es!“, heißt es nun oft. Während die Artenvielfalt gerade in den biodiversitätsreichen tropischen Ländern förmlich zerrinnt, weichen wir notgedrungen auf die wenigen Länder aus, die das Nagoya-Protokoll (noch?) nicht unterzeichnet haben oder auf ABS-Regelungen verzichten. 177 internationale Autoren, einschließlich vieler Editoren des “Mega-Journals” Zootaxa wie mir, schlagen deshalb vor, nicht-kommerzielle Forschung von den unserer Meinung nach völlig überzogenen und kontraproduktiven Restriktionen zu entbinden.

Ganz im Sinne der Grundgedanken der CBD: Schleunigst die globale Biodiversität erforschen und erhalten! Solange es sie noch gibt.

Prof. Dr. Michael Schrödl, ZSM

Artikel: Prathapan, K. D., Pethiyagoda, R., Bawa, K. S., Raven, P. H., Rajan, P. D. et al. (2018). When the cure kills—CBD limits biodiversity research. Science, 360(6396), 1405-1406.

Mehr zum Thema “Mensch macht Natur und sich selbst kaputt” auf: www.biodiversitot.de

Voucher Repatriation from SNSB-ZSM to Indonesia LIPI/MZB (in Bahasa Indonesia)

This November, ZSM has continued to repatriate samples from the IndoBioSys Project to Indonesia, Michael Balke paid a visit to LIPI’s division of Zoology, Museum Zoologicum Bogoriense (MZB) carrying two oversized suitcases full of boxes..

The IndoBioSys project is funded by the Bundesministerium für Bildung und Forschung within the bilateral “Biodiversity and Health” funding programme (Project numbers: 16GW0111K, 16GW0112) and funded by DIPA PUSLIT Biologi LIPI 2015-2016.

A foto gallery is here: https://www.facebook.com/pg/puslitbiologi/photos/?tab=album&album_id=1506142756138339

Perkuat Kerjasama Riset Bidang Kenakeragaman Hayati untuk Kepentingan Pembangunan Ilmu PengetahuandanTeknologi Nasionalantara Bidang Zoologi (MZB), LIPI dengan ZoologischeStaatssammlung München (ZSM)

MZB – Cibinong, Bogor Senin 6/11/2017 –  Telah  dilakukan serah terima spesimen serangga koleksi Bidang Zoologi yang dipinjam oleh Zoologische Staatssammlung München (ZSM), dalam rangka kegiatan proyek IndoBiosys dan pelatihan mounting spesimen. Serah terima spesimen yang dilakukan oleh salah satu peneliti IndoBiosys, Dr. Michael Balke kepada Pusat Penelitian Biologi – LIPI diterima oleh Prof Dr. Rosichon Ubaidillah MPhil yang merupakan Kepala Laboratorium Biosistematika Serangga dan Arthropoda Lain sekaligus sebagai Koordinator Proyek Kerjasama Penelitian LIPI dengan Lembaga Penelitian Jerman dengan Judul “Indoneian Biodiversity and Information System (IndoBiosys)”.

Selain itu turut pendampingi Dr. Djunijanti Peggie M.Sc. yang merupakan peneliti dan wakil kepala Laboratorium Biosistematika Serangga dan Arthropoda Lain dan beberapa teknisi laboratorium yang turut membantu proses pengecekan spesimen yang diterima. Total jumlah spesimen yang diterima adalah 1.900 spesimen yang di kemas dalam 22 box spesimen kering dan 33 botol  spesimen residu.

Semua spesimen yang di cek adalah spesimen Hymenoptera dan Coleoptera akan disimpan terlebih dahulu di ruangan dengan suhu -20o C (deep freezing) selama 1 minggu untuk proses sterilisasi sebelum spesimen disimpan ke dalam ruang koleksi.

Proyek IndoBiosys sendiri merupakan kerja sama penelitian keanekaragaman hayati (kehati) antara Pemerintah Indonesia yang diwakili oleh Pusat Penelitian Biologi – LIPI dengan Pemerintah Jerman yang diwakili oleh Museum für Naturkunde (MfN), Berlin, Germany. Pelaksanaan kegiatan riset didasarkan pada Memorandum of Understanding (MoU) antara LIPI dengan MfN yang ditandatangani di Berlin pada tanggal 28 November 2012. Sedangkan pelaksanaan teknis didasarkan pada Leter of Agreement (LoA), antara Pusat Penelitian Biologi – LIPI dengan MfN yang ditandatangani pada tanggal 19 November 2015 dan pelaksanaan penelitian ini resmi dilakukan dalam tahun 2015-2018. Salah satu anggota peneliti lembaga dari Jerman yang terlibat dalam IndoBiosys adalah Zoologische Staatssammlung München (ZSM). Tujuan dari kegiatan riset ini adalah untuk percepatan pengungkapan jenis keanekaragaman hayati melalui integrasi antara metode koleksi, identifikasi (morfologi dan molecular) dan penyimpanan data serta koleksi spesimen dari lokasi yang kaya keanekaragaman hayati (di Taman Nasional Gunung Halimun-Salak, Jawa Barat), serta untuk membangun sistem database yang bisa segera dimanfaatkan/diakses untuk kegiatan riset selanjutnya baik oleh peneliti maupun mahasiswa secara nasional dan global.

Kerjasama riset kehati telah dilakukan oleh Pusat Penelitian Biologi (Puslit Biologi)-LIPI dengan lembaga peneliti asing dari seluruh dunia yang diinisiasi oleh peneliti asing dan atau inisiasi bersama,  namun hasil penelitian belum maksimal untuk kepentingan nasional maupun LIPI terlebih terkait pembagian hasil penelitian mulai dari jumlah publikasi maupun hasil identifikasi spesimen yang dipinjam oleh peneliti asing sangat tidak seimbang. Dari hasil kerja sama penelitian dengan pihak asing, saat ini masih ada ratusan ribu spesimen kehati yang berada di lembaga penelitian di luar negeri yang belum dikembalikan ke Indonesia dan diperkirakan baru sekitar 10% yang di kembalikan ke Indonesia. Hal ini sangat disayangkan, mengingat spesimen yang sudah diidentifikasi dan diberi nama ilmiah merupakan data penting sebagai aset negara yang harus dikembalikan  untuk kepentingan riset selanjutnnya dalam rangka peningkatan kapasitas dan daya saing bangsa di bidang Iptek nasional. Mempertimbangkan hal-hal tersebut, paradigma kerjasama riset kehati LIPI telah diubah berdasarkan nilai dasar yang saling mengisi dan kesetaraan, nilai saling percaya (mutual trust), saling menghargai (mutual respect), dan saling menguntungkan (mutual benefit) antara para pihak. Selain itu, kerjasama penelitian harus mengedepankan kepentingan nasional, untuk peningkatan daya saing dan akan mendorong kemajuan bangsa dibidang Iptek.

Pusat Penelitian Biologi – LIPI mengeluarkan kebijakan untuk mensyaratkan dan menekan pihak peneliti asing yang bekerjasama untuk memenuhi beberapa komitmen yang telah dituangkan dalam LoA. Sebagai realisasi dari pelaksanaan komitmen nota kesepahaman pemindahan material kehati telah terlaksana dalam proyek IndoBiosys dengan mengembalian 4.080 spesimen ke Indonesia pada bulan April dan Mei 2016. Dilanjutkan pada hari Senin, 6 November 2017 telah dikembalikan 1.900 spesimen. Total spesimen yang telah dikembalikan per November 2017 adalah 5.980. Semua spesimen tersebut telah diidentifikasi secara morfologi dan melokeler dan telah di barcode dan merukapan aset negara yang akan disimpan, di data dan di rawat di Pusat Depositori spesimen Nasional untuk Fauna di MZB-LIPI. Dalam upaya penguatan prinsip kerjasama riset tersebut, saat ini data  invertebrate dari lokasi penelitian IndoBiosys di Taman Nasional Halimun-Salak meningkat, yang  sebelum Indobiosys, MZB hanya memiliki kontribusi data sebesar 9% untuk fauna Indonesia di dalam Barcode of Life Datasystem (BOLD), setelah proyek IndoBiosys berjalan kontribusi data MZB untuk fauna Indonesia meningkat hingga 55% data dan membuat lebih dari 23.000 catatan baru (Cancian dkk.,submitted). Data dan gambar-gambar spesimen akan segera dapat di akses pada website proyek IndoBiosis di www.indobiosys.org.

Dari kegiatan IndoBiosys ini, selain komitmen pengembangan kapasitas SDM dan fasilitas, saat ini sudah diberikan alat-alat laboratorium penunjang kegiatan penelitian seperti mikroskop, kamera, laptop dan tata cahaya mikroskop serta diseminasi prosedur sistem kerja pra-proses molekuler untuk DNA Barcoding di MZB (sama dengan yang digunakan di Jerman). Sedangkan untuk pembangunan kapasitas telah dilaksanakan seminar, pelatihan dan pendanaan melalui DAAD untuk penelitian bagi peneliti MZB ke Jerman dan juga beasiswa doctoral, sementara itu hasil publikasi Ilmiah dari Proyek IndoBiosys masih dalam proses pengerjaan dan beberapa artikel dalam proses publikasi.

Source: http://biologi.lipi.go.id/index.php/9-yt-sample-data/category1/624-return-shipment-zoologische-staatssammlung-muenchen-zsm-ke-museum-zoologi-bogoriense-mzb

Neue Zeckenart in 100 Millionen Jahre altem Bernstein entdeckt

Sie ist mit einem Alter von rund 100 Millionen Jahren eine der ältesten Zeckenarten der Welt und wurde nach ihrer Herkunft benannt: Amblyomma birmitum. Forscher des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr haben in Zusammenarbeit mit dem Museum für Naturkunde Berlin und der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) die neue Zecke aus Burmesischem Bernstein, dem sogenannten Birmit aus Myanmar, beschrieben. Das Tier aus der Kreidezeit wurde als Einschluss bestens erhalten und ist die bisher älteste Art einer heute noch vorkommenden Zecken-Gattung.

Die Zecke Amblyomma birmitum eingebettet in rund 100 Millionen Jahre altem Burmesischem Bernstein. Foto: Chitimia-Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr

Die engsten Verwandten der neuen alten Zecke sind heutige Schildzecken der Gattung , mit weltweit über 130 noch lebenden Arten. Die genaue Bestimmung der hier untersuchten Zecke anhand der typischen Merkmale war ausgesprochen schwierig und gelang der Zeckenexpertin Lidia Chitimia-Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr mithilfe einer Mikroröntgentomographischen Analyse (MikroCT). Die Zoologische Staatssammlung München stellte hierfür neben ihrem MikroCT-Gerät auch ihre langjährige Expertise in der 3D-Visualisierung von Kleinstlebewesen zur Verfügung. Die völlig zerstörungsfreie Untersuchung der inneren und äußeren Strukturen der rund 1,5 mm langen Zecke und deren dreidimensionale Darstellung erlaubte eine exakte Beschreibung der neuen Art.

Bei der Zecke handelt es sich um ein ausgewachsenes Weibchen, das durch ihre Einbettung in Harz vor knapp 100 Millionen Jahren perfekt konserviert wurde. Überraschenderweise fanden sich nicht nur Merkmale der heute noch lebenden Zecken-Gattung Amblyomma, sondern auch typische Merkmale der australischen Gattung Bothricroton. Amblyomma birmitum stellt somit ein seltenes Zwischenstadium in der Evolution der beiden Gattungen dar – ein sogenanntes Missing Link.

Dreidimensionale Darstellung der rund 100 Millionen Jahre alten Bernsteinzecke Amblyomma birmitum an … Foto: Ruthensteiner, SNSB-ZSM

Eine weitere bemerkenswerte Erkenntnis ergibt sich aus dem kreidezeitlichen Alter der Zecke und der Lebensweise der heute lebenden Amblyomma-Arten: Typische Wirtstiere für die nächsten Verwandten der Bernsteinzecke sind hauptsächlich Reptilien. An heutigen Waranen saugen beispielsweise gleich mehrere verschiedene Arten dieser Gattung. „Wir gehen davon aus, dass die neu entdeckte Zeckenart aus dem Burmesischen Bernsteinwald durchaus auch an Dinosauriern gesaugt hat“, so Zeckenspezialistin Lidia Chitimia-Dobler. Ein Szenario wie im Film Jurassic Park ist jedoch ausgeschlossen: Eine DNA-Analyse des Blutes, welches die Zecke zu ihren Lebzeiten von ihrem Wirt gesaugt hat, ist nach so langer Zeit definitiv nicht mehr möglich.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit der Wissenschaftler des Mikrobiologischen Instituts der Bundeswehr und der Zoologischen Staatssammlung München soll nun weiter ausgebaut werden: Erst kürzlich wurden mehrere für die Fauna Deutschlands neue Zeckenarten entdeckt. Die Experten der ZSM unterstützen die einschlägigen Untersuchungen durch ihre Erfahrungen in der genetischen Artbestimmung mittels DNA-Barcoding.

Publikation:
CHITIMIA-DOBLER, L., DE ARAUJO, B., RUTHENSTEINER, B., PFEFFER, T., & DUNLOP, J. (2017). Amblyomma birmitum a new species of hard tick in Burmese amber. Parasitology, 1-8. doi:10.1017/S0031182017000853

Two souls, alas, are dwelling in the amphibian breast

Tadpoles and frogs evolve as two separate life forms – despite being only one

Children worldwide are mesmerized by the amphibian life cycle as example for the complexity of life forms –  An egg turns into a tadpole which then undergoes metamorphosis to develop into a frog.  

But why is this step necessary? Couldn’t the tadpole have “learned” to reproduce, not needing the frog anymore? Or why don’t more frogs directly develop from eggs, foregoing the tadpole? – Ergo, what’s the evolutionary advantage of having both?

Charles Darwin was already puzzled by this question, looking at insect larvae and adult insects who likewise undergo metamorphosis. Since they are part of the same life form, he assumed that evolution in one phase surely must be mirrored by the other. But, since there are also such striking differences between a larva and an adult after metamorphosis, maybe evolution affects both phases differently, driving them apart? From this standpoint, one might invoke Goethe’s Faust, reciting: “Two souls, alas, are dwelling in my breast /And one is striving to forsake its brother”.

To decide between these “Darwinian” and “Faustian” viewpoints, an international team of researchers led by the University of Hull and Technical University of Braunschweig studied and compared frog and tadpole evolution of the model frog Xenopus, and the Madagascan mantellid frogs who encompass over 400 species descending from a common ancestor. In the study published in Nature Communications on May 15th, they found that the evolution of tadpoles is entirely independent from the evolution of frogs, despite that they merely represent two phases of the same organism — Faust: 1, Darwin: 0.

“Tadpoles and frogs evolving independently from one another is the explanation for the presence of two such strikingly different phases in the first place”, says Katharina Wollenberg Valero from the University of Hull. “Having different genetic programs responsible for generating adult and tadpole forms may allow each phase to adapt to changes in their environment independently, bypassing possible ill consequences for the other phase”.

Publication

Wollenberg Valero, K. C., J. Garcia-Porta. A. Rodriguez, M. M. Arias Villarraga, A. Shah., R. D. Randrianiaina, J. L. Brown, F. Glaw, F. Amat, S. Kunzel, R. D. Isokpehi, D. Metzler, and M. Vences. Phenotypic evolution is uncoupled among frog life history phases. Nature Communications, DOI:10.1038/NCOMMS15213.

Contact and inquiries:

Katharina Wollenberg Valero: k.wollenberg-valero@hull.ac.uk

Miguel Vences: m.vences-tu-bs.de