Archiv der Kategorie: Entomology

Bayerisches Malaisefallenprojekt

Malaisefalle auf 2000 m Höhe am Schochen in den Allgäuer Alpen.

Malaisefalle auf 2000 m Höhe am Schochen in den Allgäuer Alpen.

Im Rahmen des Projekts “Barcoding Fauna Bavarica” wurden 2011 bis 2014 insgesamt 115 Malaisefallen an 44 Standorten in Bayern und angrenzenden Regionen im süddeutschen Raum aufgestellt. Dabei wurde versucht, möglichst viele verschiedene Lebensraumtypen abzudecken, um so so ein möglichst breites Spektrum verschiedener Arten zu erfassen. In jedem Jahr wurden zwischen 20 und 39 Fallen eingesetzt, die in zweiwöchigem Abstand geleert wurden. Das Projekt brachte insgesamt rund 1.400 Proben, von denen bisher ein Drittel sortiert bzw. bearbeitet wurden. Eine einzelne Malaisefallenprobe enthält dabei bis zu 20.000 Individuen, so dass im gesamten Fangzeitraum von 2001-2014 etwa 30 Millionen Insekten gesammelt wurden.

Schwedisches Vorbild

Die Malaisefalle wurde in den 1930er Jahren von dem schwedischen Insektenforscher René Malaise entwickelt. Es handelt sich um eine hocheffiziente, zeltartige Falle aus Moskitonetz-Gewebe mit einer zentralen Mittelwand und einem schrägen Dach. Die leicht aufzustellende Falle eignet sich besonders zum Fang flugaktiver Insekten, die gegen die Mittelwand fliegen und sich ihres oft positiv phototaktischen Verhaltens an der Mittelwand senkrecht nach oben dem Licht entgegen bewegen. Die Insekten passieren dann eine enge Öffnung an der Spitze der Falle und gelangen in eine Flasche mit einer Flüssigkeit, die mit einem Konservierungsmittel gefüllt ist. Die Positionierung der Falle hat einen großen Einfluss auf das Fangergebnis und die Falle sollte im Idealfall mit der Rückwand an eine Leitstruktur im Gelände (Waldrand, Hecke, Felskante) aufgestellt werden. Heute werden Malaisefallen weltweit zur Erfassung von Insekten eingesetzt denn sie erlaubt es, die Insektendiversität eines Gebietes in kurzer Zeit hocheffizient zu erfassen.

Malaise trap locations 2011-2014

Standort der von 2011-2014 aufgestellten Malaisefallen.

Das bayerische Projekt ist vergleichbar mit dem Schwedischen Malaisefallenprojekt, bei dem von 2003 bis 2005 in ganz Schweden 75 Fallen an 50 Standorten aufgestellt wurden. Die Fallen lieferten insgesamt 2.000 Proben mit schätzungsweise 40 Millionen Insekten. Bis zum Jahr 2009 konnten, obwohl erst 35% der Proben nach Ordnungen sortiert worden waren, bereits über 1.000 für Schweden neue Arten nachgewiesen werden, davon waren rund 50% der Arten neu für die Wissenschaft.

Neue Arten in Bayern

In Deutschland ist Bayern das erste Bundesland, in dem ein derart umfangreiches Malaisefallenprojekt durchgeführt wurde. Die bisherigen Auswertungen ergaben bereits Dutzende von Neunachweisen für Bayern, und es ist mit weiteren Entdeckungen zu rechnen. Darüber hinaus zeichnet sich jetzt bereits ab, dass sich unter den Proben viele bisher unbeschriebene und der Wissenschaft unbekannte Arten befinden. Vor allem bei wenig bearbeiteten und kryptischen Tiergruppen, zu den viele Diptera und Hymenoptera zählen, ist mit hunderten neuer Arten zu rechnen. Aufgrund der hohen Probenqualität (Ethanolkonservierung) können diese Proben nun erstmals auch molekulargenetisch analysiert und somit bestimmbar gemacht werden.

Projekt im Projekt: Nationalpark Bayerischer Wald

Mymar

Mit Malaisefallen werden auch die kleinsten Fliegen, Mücken und Wespen gefangen, wie z.B. die sehr seltene parasi­toide Zwergwespe Mymar pulchellum. Die nur ca. einen Millimeter große Art konnte, obwohl bereits 1832 beschrieben, in Deutschland bisher nur wenige Male nachgewiesen werden. Bei derart kleinen Insekten wird das “Voucher Recovery Protocol” eingesetzt, bei dem die DNA zerstörungsfrei aus dem Insekt extrahiert wird und dieses somit für morphologische Untersuchungen erhalten bleibt.

Als Teil dieses Projektes wurden aus einer einzigen, im Jahr 2012 im Nationalpark Bayerischer Wald betriebenen Malaisefalle knapp 30.000 Individuen am Canadian Centre for DNA Barcoding sequenziert. Die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass die fast 25.000 resultierenden DNA-Sequenzen rund 2.500 Arten zuzuordnen sind. Davon konnten bisher über 1.140 Arten mittels DNA-Barcoding bestimmt werden. Weitere Arten, die bisher nicht genetisch bestimmbar waren, weil noch keine DNA-Barcodes existieren, werden auf klassische Weise durch Spezialisten bearbeitet. Ein Ergebnis, das besonders überrascht hat, ist der hohe Anteil von Arten, die nur durch wenige oder einzelne Individuen auftreten. So sind z.B. bei den Hymenoptera (Bienen und Wespen) die Hälfte der Arten nur durch ein einzelnes Individuum vertreten – ein Hinweis darauf, dass viele Arten deutlich seltener sind als bisher angenommen.

Das Projekt wurde durch die Zusammenarbeit der Zoologischen Staatssammlung mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt einerseits und den bayerischen Naturschutzbehörden andererseits, sowie den Nationalparks in Bayern (insbesondere dem Nationalpark Bayerischer Wald). Die Durchführung des Projektes wäre zudem nicht möglich gewesen ohne die vielen Helfer vor Ort, die für die Betreuung der Fallen verantwortlich waren. Die DNA-Barcoding-Projekte der ZSM werden finanziell unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Ameisenwespen für die ZSM

Die Sektion Hymenoptera der ZSM konnte durch eine wertvolle Sammlung südländischer und tropischer Wespen bereichtert werden. Durch finanzielle Unterstützung der Freunde der Zoologischen Staatssammlung München e.V. konnte eine Spezialsammlung zumeist seltener Wespen von Dr. Guido Pagliano aus Turin in Italien erworben werden. Die Sammlung besteht vor allem aus Vertretern der Famile Mutillidae oder zu deutsch Ameisenwespen. Daneben sind auch Bradynobaenidae vertreten, bei denen es sich um selten gesammelte Wüstenbewohner handelt. Die Arten kommen bei uns nicht vor und es existiert kein deutscher Name für die Familie.

Mutillidae

Ameisenwespen (v.l.n.r): Hoplomutilla uncifera Buysson, Dasymutilla klugii (Gray) und Hoplocrates pompalis Mickel. Fotos: Stefan Schmidt

Mutillidae werden wegen ihrer Ähnlichkeit mit Spinnen oder Bienen auch als Spinnen- oder Bienenameisen bezeichnet. Sie stehen jedoch verwandschaftlich unseren gemeinen Wespen näher als den Bienen oder gar den Spinnen. Ameisenwespen sind oft auffällig gefärbt und die Weibchen ungeflügelt. Die Arten sind vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten verbreitet und von den weltweit rund 6000 bekannten Arten kommen nur neun Arten bei uns vor. Die Larven entwickeln sich parasitisch und ernähren sich von den Larvalstadien anderer Insekten wie z.B. Wespen, Schmetterlinge, Käfer oder Schaben.

Die Sammlung von G. Pagliano stellt eine wertvolle Bereicherung der Hymenopterensammlung der ZSM dar. Die Sektion Hymenoptera beherbergt mit rund drei Millionen Sammlungsobjekten die mit Abstand größte Hymenopterensammung Deutschlands und gehört damit zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen.

Stefan Schmidt

Kleinster Käfer Europas genetisch erfasst

Mit knapp 0.5 mm ist der Käfer Baranowskiella ehnstromi der kleinste Käfer Europas. Neben dem Käfer zum Größenvergleich ein menschliches Haar

Mit knapp 0.5 mm ist der Käfer Baranowskiella ehnstromi der kleinste Käfer Europas. Neben dem Käfer zum Größenvergleich ein menschliches Haar

Die kleinste Käferart Europas ist der weniger als einen halben Millimeter messende Zwergkäfer oder Federflügler mit dem wissenschaftlichen Namen Baranowskiella ehnstromi. Forschern der Zoologischen Staatsammlung München gelang es, in wahrer Detektivarbeit mehrere Exemplare des Käfers zu finden. Im Labor konnten sie erstmals seinen Gen-Code entschlüsseln und im Internet als sogenannten DNA-Barcode für alle Wissenschaftler weltweit kostenlos verfügbar machen.

Der Käferkundler Mikael Sörensson entdeckte die Art erst 1997 in seinem Heimatland Schweden. Inzwischen gibt es auch Funde aus Norwegen, Dänemark, der Schweiz und Österreich sowie auch aus Deutschland. Der Zwergkäfer entzog sich lange dem Zugriff der Wissenschaftler, weil das winzige Tier – es ist nur ein Zehntel Millimeter breit und damit so dünn wie ein menschliches Haar – in den Poren von Baumpilzen lebt, von deren mikroskopisch kleinen Sporen es sich ernährt. Hier bevorzugt es vor allem den muschelförmigen Feuerschwamm, der wiederum parasitisch an Weiden lebt.

Der Käferkundler Franz Wachtel bei der Suche nach dem Käfer.

Der Käferkundler Franz Wachtel bei der Suche nach dem Käfer.

Der Erstnachweis der Art für Bayern gelang dem erfahrenen Käferforscher Franz Wachtel. In einem Weidenurwald in den Isarauen südlich des Georgensteins spürte er den Käfer auf, indem er Baumpilze einsammelte und diese dann im Labor austrocknen ließ. Die Käfer sammelten sich in einer darunter befindlichen Schale. “Mit dieser Methode lässt sich der Zwergkäfer von Experten relativ leicht finden. Weitere Untersuchungen dürften zeigen, dass er in weiten Teilen Mitteleuropas im Verbreitungsgebiet seines Wirtspilzes vorkommt”, fasst Dr. Lars Hendrich, Käferexperte an der Zoologischen Staatsammlung München, den bisherigen Wissenstand zusammen.

Die Gensequenzierung erfolgte im Rahmen der Projekte “Barcoding Fauna Bavarica” und “German Barcode of Life”, bei denen alle deutschen Tierarten genetisch erfasst und in einer globalen Online-Bibliothek für Interessenten zur Verfügung gestellt werden. Das Projekt ist Teil des internationalen Barcoding-Projektes iBOL mit Sitz in Kanada, welches das ehrgeizige Ziel verfolgt, alle Tierarten weltweit genetisch zu erfassen. Oliver Hawlitschek, Projektkoordinator in München, beschreibt den Zweck des Projektes: “Insbesondere  bei kleinen und selten beobachteten Insekten wie dem Zwergkäfer erleichtert die Methode den Wissenschaftlern die Arbeit enorm, da solche Arten ohne genetische Hilfe meist nur von einer Handvoll Experten weltweit identifiziert werden können und so zum Beispiel bei Naturschutzprojekten kaum Beachtung fanden”. DNA-Barcoding soll das in Zukunft ändern.

Ichneumonidae collection of Klaus Horstmann transferred to the ZSM

High-res images of the excess collection now available online!

Ichneumonidae ex coll. Horstmann (Photo: Olga Schmidt)

Ichneumonidae ex coll. Horstmann (Photo: Olga Schmidt)

The excellent ichneumonid collection of Klaus Horstmann has recently been transferred to the ZSM. Horstmann was one of the most highly respected specialists of Ichneumonidae in the last and the current century.  He published around 200 publications, about 160 of them dealing with Ichneumonidae. Many of these are comprehensive revisions, often in some of the taxonomically most difficult groups that ichneumonids have to offer. The collection is internationally one of the most valuable and important collections of ichneumonid wasps. It contains many primary type specimens and and virtually all identifications are based on comparison with types and therefore highly reliable.

The collection consists of two parts, viz. 1) the main collection that is set up as a reference collection, and 2) an excess collection with duplicates, represenatatives of undescribed species, series of specimens of the same species, and material that Horstmann had on loan. High-resolution images of the excess collection will allow owners of borrowed material to locate their specimens in the excess collection and assist the curators in returning the loans. The images are publicly available as Picasa web album and on Google+

Stefan Schmidt

Höchster Barcode Deutschlands von der Zugspitze gewonnen

R. Melzer (ZSM)

Foto: R. Melzer

Jörg Spelda, Stefan Friedrich und Roland Melzer, Forscher der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) unternahmen im vergangenen Sommer eine Exkursion auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze, mit dem Ziel die dortige Gipfelfauna umfassend zu beproben. Dort fingen sie im Gipfelbereich auf fast 3000 Meter Höhe ein Exemplar des Felsenblümchen-Schleierfalters Plutella geniatella. Dieser seltene Kleinschmetterling ist nur von den höheren Berggipfeln der Alpen und Karpaten bekannt und in Bayern zuletzt im Jahr 1989 beobachtet worden. Das Falter-Exemplar steuert seinen Gencode zum Forschungsprojekt „Barcoding Fauna Bavarica“ bei, mit dem die Münchener Forscher derzeit den Genbestand aller 34.000 Tierarten in Bayern erfassen. “Durch moderne genetische Methoden kann man heute die kompletten Artenbestände ganzer Bundesländer sehr effektiv erfassen. So konnten allein durch das Barcoding in den letzten fünf Jahren mehrere Dutzend Arten als neu für Bayern und Deutschland nachgewiesen werden” sagt Axel Hausmann, Schmetterlingsforscher an der Staatssammlung.

In diesem innovativen Projekt untersuchen Wissenschaftler einen bestimmten Genabschnitt des Cytochrom Oxidase-I Gens und speichern diesen in einer Online-Datenbank ab. Dieser Genabschnitt besitzt für die Art eine ähnliche Bedeutung wie ein Barcode auf einem Produkt im Supermarkt. Mit diesem genetischen Barcode lassen sich später andere Individuen der gleichen Art zweifelsfrei bestimmen. Die bayerischen Forscher konnten bisher 15.000 einheimische Tierarten in die DNA-Bibliothek einstellen.

Das vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst finanzierte Projekt „Barcoding Fauna Bavarica“ wurde jetzt um weitere fünf Jahre verlängert, so dass die Wissenschaftler zuversichtlich sind, einen großen Anteil der bayerischen Fauna genetisch erfassen zu können. Die so gewonnenen Daten dienen der Grundlagenforschung oder werden in der Land- oder Forstwirtschaft, in der Naturschutzplanung sowie in der medizinischen Insektenkunde benötigt.

Das bayerische Barcoding-Projekt ist seit 2009 Teil des Verbundprojektes „International Barcode of Life (iBOL)“ mit Sitz in Guelph/Kanada, welches genetische Barcodes aller Tierarten weltweit erfasst, sowie der deutschlandweiten Initiative GBOL (www.bolgermany.de) . Mit der Gendatenbank können Wissenschaftler künftig unbekannte Arten kostengünstig, schnell und zuverlässig identifizieren.

Verleihung der Ehrendoktorwürde an Dipl.Kfm. Thomas Witt

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Prodekan Prof. Jörg Nickelsen bei der Überreichung der Ehrendoktorurkunde an Herrn Dipl.Kfm. Thomas Witt

Am 22. November 2013 wurde Herrn Dipl.Kfm. Thomas Witt vom Prodekan der Fakultät für Biologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), Prof. Dr. Jörg Nickelsen, in einer gut besuchten Feierstunde die Ehrendoktorurkunde überreicht. Damit wurden seine außerordentlichen wissenschaftliche Verdienste zur Erforschung der Biodiversität von spinnerartigen Nachtfaltern (Bombyces) weltweit geehrt. Wie der Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB), Herr Prof. Dr. Gerhard Haszprunar, in der Laudatio überzeugend darlegte, lässt sich die nachhaltige wissenschaftliche Leistung Witts in drei Punkte untergliedern: (1) eine beeindruckende Publikationsleistung mit mehr als 140 Titeln und 8 Monographien; (2) wissenschaftliche Arbeit, die in die gewaltige Sammlung „Museum Witt“ gesteckt wurde und ihrerseits wieder zur dauerhaften Forschungsgrundlage wird und (3) Weitergabe von Wissen an den Nachwuchs durch umfangreiche Förderung und Betreuung von Studierenden und jungen Gastforscher/Innen.

(von links) Prof. Dr. Gerhard Haszprunar, Dr. h.c. Thomas Witt mit Tochter Dr. Verena Witt, Prof. Dr. Michael Boppré

Bei dieser Veranstaltung ging es um mehr als nur um einen formellen akademischen Akt, denn seit vielen Jahrzehnten hat in München kein Zoosystematiker mehr den Ehrendoktortitel erhalten. So wurden an diesem Abend nicht nur Taxonomie und Systematik als Disziplin gewürdigt, sondern auch das Engagement und die Expertise privater Fachamateure, auf die diese Disziplinen wesentlich angewiesen sind: Nach Fontaine et al. (2012) erfolgen derzeit weniger als 40% der Insekten-Beschreibungen durch bezahlte Profi-Entomologen, über 60% jedoch durch einschlägig spezialisierte, hoch motivierte Fachamateure.

Axel Hausmann

„Singende Insekten” Ausstellung der ZSM jetzt in Coburg

Die Ausstellung über singende Insekten wurde vom National Museum of Natural Science in Taichung/Taiwan konzipiert. Im letzten Jahr war sie sehr erfolgreich in München zu sehen und wurde der ZSM übereignet.

Sie wird nun im Naturkunde-Museum in Coburg präsentiert. Sie wurde mit einem Festakt am 7.7.2013 eröffnet und ist bis Januar 2014 täglich geöffnet. Zuvor gastierte die Ausstellung im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, wo sie bereits sehr viele Besucher anlockte.

Die Ausstellung informiert über alle Aspekte der akustischen Kommunikation bei Insekten, ihre biologischen Grundlagen, Evolution und verschiedenen Ausprägungen. Auch kulturelle Aspekte über Grillen und Zikaden werden
aufgezeigt, bis hin zu Beispielen aus der Literatur, Medizin und sogar als Nahrungsmittel.

Bereits seit vielen Jahren besteht eine vielfältige und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der ZSM und verschiedenen Kollegen in Taiwan.

101 neue Rüsselkäferarten auf einen Schlag!

Tropische Regenwälder sind für Ihre hohe biologische Vielfalt bekannt, die aus unzähligen Arten besteht, viele davon noch unentdeckt und ohne wissenschaftlichen Namen. Ein Großteil dieser unbekannten Lebensformen auf unserer Erde zählt zu den Insekten, insbesondere den Käfern.
Den Insektenforschern Alexander Riedel (Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe) und Michael Balke (Zoologische Staatssammlung München) ist dies sehr wohl bekannt, denn sie sind Experten für die Faunen entlegener Urwaldgebiete wie z.B. Neuguinea. Jetzt kamen sie aber an einen besonderen Fall, die Rüsselkäfer-Gattung Trigonopterus welche man wirklich “hyperdivers” nennen muss: Hunderte verschiedener Arten krabbeln durch die Regenwälder dieser tropischen Insel und die meisten wurden noch nie von Wissenschaftlern gesehen.
Mit den bisherigen Methoden würde das ganze Leben der Experten nicht ausreichen, diese riesige Fülle zu beschreiben. Tatsächlich muss auch schnell gehandelt werden, denn die Lebensräume der Käfer verschwinden mit atemberaubendem Tempo und werden durch Ölpalm-Monokulturen ersetzt. Im Kampf um jeden Hektar Regenwald werden gute Argumente gebraucht, die teilweise aufgrund mangelnder Daten noch fehlen.
“Diese Situation erfordert einen neuen Ansatz”, sagt Dr Riedel. “Abschnitte der Rüsselkäfer-DNA wurden sequenziert, was beim Sortieren und der Diagnose der Arten sehr hilfreich war. Außerdem haben wir hochauflösende Aufnahmen von jedem Käfer gemacht und diese zusammen mit kurzen Beschreibungen auf einer Wiki-Seite hinterlegt. Mehr als 100 Arten konnten auf diese Weise sowohl der Wissenschaft als auch der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden – ungefähr fünfmal so schnell wie mit der traditionellen Methode!“
Ein weiteres Problem konnte mit einer ebenso innovativen Idee gelöst werden. Um genügend geeignete Namen für die neuen Käferarten zu finden, wurde das Telefonbuch von Papua-Neuguinea als Quelle genutzt. Viele der neuen Arten wurden nach Familien aus den Gelben Seiten Papuas benannt, z. b. Trigonopterus moreaorum, ein Artname der auf dem Familiennamen “Morea” beruht. Einige „Spender“ ahnen vermutlich noch nicht einmal von dieser Ehre – eine Käfer-Art mit dem eigenen Namen im Vorgarten!
Die neuen Arten und die grundsätzliche Idee, wie Biodiversität schneller als bisher erfasst werden kann ist in den Zeitschriften ZooKeys und Frontiers in Zoology beschrieben, beide mit „open access“. So haben auch die Leute in Papua-Neuguinea, deren Namen die Käfer tragen, eine Möglichkeit davon zu erfahren.
Originalquellen:
Riedel A, Sagata K, Surbakti S, Tänzler R & Balke M (2013) One hundred and one new species of Trigonopterus weevils from New Guinea. Zookeys , 280: 1– 150. doi: 10.3897/zookeys.280.3906
Alexander Riedel, Katayo Sagata, Yayuk R. Suhardjono, Rene Tänzler and Michael Balke: Integrative taxonomy on the fast track – towards more sustainability in biodiversity research. Frontiers in Zoology (2013), 10:15. DOI: 10.1186/1742-9994-10-15

Erstmals in der Geschichte der Sektion Hemiptera: Alle Familien der Trockensammlung aufgestellt

Die Sektion „Hemiptera” besteht seit 1982, also seit nunmehr 30 Jahren. In den ersten Jahren wurden unter Dr. Baehr vor allem Wanzen (Heteroptera) und Heuschrecken (Orthoptera) sortiert und aufgestellt. Aber die besonders artenreichen Familien der Weichwanzen (Miridae) und Bodenwanzen (Lygaeidae) waren bisher immer noch größtenteils ungeordnet. Inzwischen verfügt die Sektion auch über eine ansehnliche Zikadensammlung mit ca. 1.600 Arten und konnte diese im vergangenen Jahr im Rahmen der 19. Mitteleuropäischen Zikadentagung den Fachkollegen vorstellen.

Nicht zuletzt durch die Hilfe von zwei unermüdlichen freiwilligen Hilfskräften, Barbara Köth und Ines Gabriel, konnten nun endlich die letzten ungeordneten Wanzenfamilien sachgerecht aufgestellt werden. Damit ist nun erstmals der gesamte Bestand an Trockenmaterial der Sektion grundsätzlich aufgestellt.

Aber die Arbeit geht nicht aus: als nächstes werden die Orthopteren neu sortiert, da sich seit ihrer Aufstellung nicht nur sehr viele Namen sondern auch die Zuordnung zu Familien geändert hat. Außerdem ist die Alkohol- und Präparatesammlung noch lange nicht sortiert (link zu Blogeintrag: „Aphidoidea”, Okt. 25, 2011) und natürlich muss weiterhin viel neues Material bestimmt und in die Sammlung integriert werden. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt wird in der Digitalisierung der Bestände liegen.

Towards an Indonesian-German Biodiversity Network

Researchers from the Zoologische Staatssammlung visited Indonesia in an effort to establish collaborative projects with universities in Sumatra and Java, and in the near future, the project collaboration will be expanded more broadly with the Indonesian Institute of Sciences (LIPI).

2012-06-23_101903

Collecting insects in Harau Valley, West Sumatra.

During two weeks each at the Andalas University in Padang (West Sumatra) and Brawijaya University in Malang (East Java), Stefan and Olga Schmidt, Michael Balke, and PhD student Emmanuel Toussaint conducted courses to implement the module “DNA Barcoding of Arthropods” as part of the “Indonesian-German Network – Training of Trainers and Research Cooperation” (IGN-TTRC).

Durian

A snack after collecting in Harau Valley. The taste of Durian – a mixture of rotten meat and vanilla – is not everybody’s cup of tea.

IGN-TTRC is a consortium to improve teaching, training and research collaborations within Indonesia and between Indonesia and Germany, funded by the German Academic Exchange Service (DAAD). The objective of the program is to give an overview of the role of molecular biology methods in biodiversity research. Topics covered in the lectures include general entomology and molecular systematics, but also practical exercises in the field (collecting aquatic insects, Hymenoptera, and Lepidoptera), insect preparation, and molecular work including DNA extraction, PCR, sequencing, sequence analysis, species identification using the Barcode of Life Database (Bold), and using DNA barcoding for MBA (molecular biodiversity assessment).

The participants of the courses came from over a dozen different universities across Indonesia, from Sumatra, Java, Kalimantan, and Sulawesi. Course subjects will be used to develop a joint curriculum leading to joint MSc programs and to establish conditions to facilitate the acceptance of Indonesian students into MSc and PhD programs at German Universities. Besides the training component of the courses, the aim of IGN-TTRC is to establish research cooperations between Indonesian and German institutions with joint projects and exchange of students.

Collecting

Who will be the first to jump into the rice paddy for collecting water beetles?

Before the barcode there is lab work.

Before the barcode there is lab work.

The study objects for the courses were selected according to the research areas of the German trainers and included primarily aquatic insects , microhymenoptera, and geometrid moths. Collecting methods were as diverse as the insects of interest and included sweep netting, yellow pan traps, kitchen strainers for aquatic insects, and collecting at a light sheet at night.

Indonesia’s biodiversity is unique in the world. Indonesia is a country of mega-diversity, rivalled only by Brazil, Colombia, and Zaire. The 17.000 islands that comprise Indonesia occupy only 1.3% of the world’s land mass, but the country is home of about 12% of the mammals and 17% of the birds of the world. Estimates of the species richness of insects are difficult, but it is probably safe to assume that in little known groups like microhymenoptera, only a tiny fraction of the species have been discovered.

2012-06-23_105909

Tropical rainforest in West Sumatra, home of a myriad of new species awaiting discovery.