Archiv der Kategorie: Arthropoda varia

James Cameron gratuliert Vreni Häussermann – ZSM alumna – zum Rolex Award

„Oh wow, your friend is among the finalists!“ begeisterte sich mein Taxifahrer, als wir uns durch den Los Angeles Nachmittagsstau vom Flughafen in Richtung Hollywood bemühten. „You must be very proud!“ Recht hat er: Der Rolex Award for Enterprise wird als „lebensverändernder Preis“ gesehen. Nicht nur, weil er mit 100.000 Schweizer Franken Projektgeld ordentlich dotiert ist. Insbesondere löst er ein weltweites Presseecho aus, garantiert Zugang zu den richtigen Kreisen im philanthropischen Rolex-Network und natürlich lernt man auch viele gleich gesinnte Idealisten kennen. „I hope she wins!“ rief mir mein Taxifahrer hinterher, als ich die Stufen zum Dolby Theatre in Hollywood hochging.

The Rolex Award goes to Vreni Häussermann! Festliche Preisverleihung im Dolby Theatre, “Home of the Oscars”. Photo: Rolex.

„Anyone can change everything“, das war das Motto der diesjährigen Rolex-Awards-Verleihung. Zum 40jährigen Jubiläum dieses Preises für Leute, die die Welt besser machen, fand ein großes Spektakel im „Home of the Oscars“ statt.

James Cameron (‚Avatar’) hielt die Festrede. Photo: Rolex.

James Cameron (‚Avatar’) hielt die Festrede. Photo: Rolex.

Ich hatte mir extra einen neuen schwarzen Anzug gekauft und war live dabei: Hunderte geladene Gäste, ein Orchester, inspirierende Ansprachen von Bertrand Gros, Chef von Rolex, und von James Cameron, Macher von ‘Avatar’ und waghalsigem U-Bootfahrer zum tiefsten Punkt des Ozeans… Feste feiern können sie in Hollywood!

„Her Deepness“ Sylvia Earle bei der Preisverleihung. Photo: Rolex.

„Her Deepness“ Sylvia Earle bei der Preisverleihung. Photo: Rolex.

Die 5 Preisgewinner wurden samt ihrer Bewerbungs-videos von verschiedenen Hollywood-Größen präsentiert. Ein Highlight war der Auftritt von Sylvia Earle, einer älteren Lady, die als Meeresforscherin wohl fast so viele Stunden unter wie über Wasser verbracht hat, und deshalb „Her Deepness“ genannt wird.

Sie verlieh den Award für „Protection“ an die Peruanerin Kerstin Forsberg, für den Schutz von Mantas im Norden von Peru. Wie sich herausstellte, half ihr bei den Unterwasseraufnahmen mein alter Freund Yuri Hooker, Meeresbiologe aus Lima; seit etlichen Jahren bearbeiten wir gemeinsam die Meeresnacktschnecken Perus. Que chico el mundo! (Die Welt ist klein…)

 Echte Heldinnen und Helden gibt’s nicht nur auf Pandora: Alle Preisträger 2016: Sonam Wangchuck (Wasser für die Wüste in Ladakh), Kerstin Forsberg (Mantaschutz in Peru), Andrew Bastawrous (bekämpft Augenkrankheiten in Afrika), Rolex Chef Bertrand Gros, Vreni Häussermann (erforscht und schützt die wilde Unterwasserwelt Patagoniens), Conor Walsh (entwickelt technische Gehlernhilfen). Photo: Rolex.

Echte Heldinnen und Helden gibt’s nicht nur auf Pandora: Alle Preisträger 2016: Sonam Wangchuck (Wasser für die Wüste in Ladakh), Kerstin Forsberg (Mantaschutz in Peru), Andrew Bastawrous (bekämpft Augenkrankheiten in Afrika), Rolex Chef Bertrand Gros, Vreni Häussermann (erforscht und schützt die wilde Unterwasserwelt Patagoniens), Conor Walsh (entwickelt technische Gehlernhilfen). Photo: Rolex.

Preisträgerin, Forscherin und Fjordschützerin Dr. Vreni Häussermann. Photo: Rolex.

Preisträgerin, Forscherin und Fjordschützerin Dr. Vreni Häussermann. Photo: Rolex.

Nach dem R.J.H. Hintelmann-Preis der ZSM (2005) und dem Pew Conservation Award (2011) erhielt „unsere“ Vreni am 15.11.2016 nun also auch den Rolex Award (für „Exploration“). Mangels Oscars oder Nobelpreisen für Biologie ist das wohl die höchstmögliche Auszeichnung für Freilandbiologen wie Vreni und ihr Team. Möge der Preis Vrenis Forschungen in Südchile vorantreiben und die ewigen Nörgler, Neider, Problememacher und Wadlbeißer verstummen lassen!

James Cameron und Sylvia Earle jedenfalls wollen Vreni in ihrer Forschungsstation in Huinay besuchen kommen. Sylvia bezeichnet Vrenis Revier im Comau-Fjord in Chilenisch-Patagonien als „Hope-Spot“. Denn sie hofft, dass die wunderbare Kaltwasser-Korallenwelt hier überleben wird. Gegen die Interessen der Lachszüchter, weil Vreni und ihr Team sich kraftvoll und lautstark um den Schutz der Fjorde und ihrer Lebewesen kümmern. Ich hoffe das auch. „Her Fjordness“ Vreni wirds schon richten! Und die Arthropoda Varia – und Molluskensektionen der ZSM helfen gerne mit.

Patagonische Unterwasserwelt. Photo Rolex, Häussermann / Försterra

Patagonische Unterwasserwelt. Photo Rolex, Häussermann / Försterra

Die genetische Bibliothek bayerischer Hundert- und Tausendfüßler (Chilopoda, Diplopoda) – ein Werkzeug für Taxonomie und Umweltforschung

Anhand von DNA-Barcodes lässt sich die Mehrheit aller Tierarten eindeutig charakterisieren und sogar identifizieren. Im Rahmen des vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst geförderten Projekts „Barcoding Fauna Bavarica“, das zur Jahreswende 2011/2012 die Sequenzierung der zehntausendsten Art vermeldet hat, sind nun die ersten Daten zu Hundert- und Tausendfüßlern (Chilopoda und Diplopoda) Bayerns erhältlich. Gegenwärtig umfasst der Bestand schon über 80% der in Bayern vorkommenden Arten, von denen sich auch die meisten durch die Barcodes bis zur Art bestimmen lassen.

Hundert- und Tausendfüßler sind zwar unscheinbare, aber auch sehr interessante Tiere. Bei nicht wenigen Arten ist die Taxonomie schwer zu durchschauen. Mit den genetischen Barcodes steht dem Taxonomen ein neues Merkmal zu Verfügung, das es erlaubt, Artdefinitionen und – abgrenzungen neu zu prüfen und zu revidieren.

Polydesmus complanatus illyricus Verhoeff, 1894. Foto: Jörg Spelda

Bei vielen Arten ließen sich bisher nur die reifen Männchen sicher bestimmen. Die DNA-Sequenzen erlauben nun auch die Zuordnung von Jungtieren, Weibchen und sogar Eiern.

Außerdem gibt es in den Alpen eine große Zahl von Endemiten, die während und/oder nach den Eiszeiten entstanden sind. Ihre Evolution und ihre Abgrenzung von den im Flachland lebenden Schwesterarten läßt sich mit Hilfe der neuen Daten auch auf genetischer Ebene genau analysieren.

Nicht zuletzt sind Hundert- und Tausendfüßler wichtige Bioindikatoren für Bodentypen und allgemein die Gegebenheiten des Untergrunds. Mit den Barcodes wird zukünftig eine schnelle und effiziente Bestimmungshilfe für Fragen der Umweltforschung zur Verfügung stehen.

Die Myriapoden-Barcodes sind ein Teilprojekt von iBOL, dem International Barcode of Life, in dessen Sequenzierzentrum die Barcodes erstellt werden. Die Daten stehen in der Online-Datenbank Bold (Barcode of Life Data Systems) Forschern weltweit zur Verfügung.

Spelda J, Reip HS, Oliveira-Biener U, Melzer RR (2011) Barcoding Fauna Bavarica: Myriapoda – a contribution to DNA sequence based identifications of centipedes and millipedes (Chilopoda, Diplopoda). Zookeys 156: 123-139.

Millipeds, millipeds, millipeds…

Diplopod BioSynthesis Meeting for Millibase, a global species catalogue

Participants of the meeting in front of the ZSM.

Participants of the meeting in front of the ZSM.

From March 21 to 25, a meeting took place at the ZSM, sponsored by the Biodiversity Synthesis Center and the the Species Pages Group of the Encyclopedia of Life, to update the classification and species catalogue of the millipedes (Diplopoda) by linking various sources of information such as the Global Myriapod Information System.

For more information see this post at the Encyclopedia of Life Blog.