Archiv für den Monat: Juli 2020

Neues DNA-Barcoding Projekt „GBOL III: Dark Taxa”

Neues DNA-Barcoding Projekt illuminiert die dunklen Winkel mitteleuropäischer Biodiversität

Das nationale DNA-Barcoding-Projekt „German Barcode of Life“ (GBOL) an der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) geht nun in seine dritte Laufzeit (GBOL III: Dark Taxa). Am 1. Juli 2020 hat „GBOL III: Dark Taxa” begonnen. Die ZSM kooperiert hierbei mit Forschungsmuseen aus Bonn und Stuttgart, sowie der Universität Würzburg und der Entomologischen Gesellschaft Krefeld. Mithilfe von genetischen Kennsequenzen (DNA-Barcodes) sollen nun gezielt bisher unbekannte Arten, sogenannte “Dark Taxa”, in unserer heimischen Fauna aufgespürt werden. Gefördert wird das dreijährige Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit mehr als 5,3 Millionen Euro.

Mymaridae

Mymaridae – winzige parasitoide Wespen, von denen es noch viele unentdeckte Arten gibt. Foto: Stefan Schmidt

Wissenschaftler nehmen an, dass in Tiergruppen wie Insekten und Spinnentieren selbst in der heimischen Fauna noch Tausende unbekannter Arten zu entdecken sind. Besonders viele unbekannte Arten werden in der Gruppe der Zweiflügler (Fliegen und Mücken) und Hautflügler (z.B. Bienen, Wespen, Ameisen und parasitoide Wespen) vermutet. Zwei- und Hautflügler stellen mit jeweils etwa 10.000 bekannten Arten nahezu zwei Drittel der in Deutschland bekannten Insektenarten. Damit wird deutlich, welche Bedeutung allein diese beiden Insektenordnungen für die heimische Artenvielfalt haben.

“Im Gegensatz zu den Tropen gilt die mitteleuropäische Fauna eigentlich als sehr gut erforscht. Trotzdem sind viele Zwei- und Hautflügler bisher wenig erfasst. Artenkenner haben sich vor allem auf weniger artenreiche und leichter zu studierende Insekten konzentriert. Die artenreichen, taxonomisch oft schwierigen Insektengruppen wurden bisher weitgehend außer Acht gelassen”, so Dr. Stefan Schmidt, Koordinator der DNA-Barcoding-Projekte an der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM).

Im Rahmen von „GBOL III: Dark Taxa“ wollen die Forscher nun hauptsächlich diese Tiergruppen untersuchen. 12 Doktoranden werden über drei Jahre an der Zoologischen Staatssammlung München, dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn sowie dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart daran arbeiten, bisher wenig oder sogar unbekannte Arten der deutschen Fauna genetisch zu erfassen und für wissenschaftliche Zwecke verfügbar zu machen. Weitere Projektpartner sind die Universität Würzburg sowie die Entomologische Gesellschaft Krefeld. Im Projekt „GBOL III: Dark Taxa“ sollen umfangreiche Methoden entwickelt werden, um die Erfassung und Identifizierung bisher unbekannter Arten in der deutschen Fauna drastisch zu beschleunigen und auch ältere Proben aus wissenschaftlichen Sammlungen für Vergleichsstudien zu nutzen. Dadurch wird eine wichtige wissenschaftliche Grundlage geschaffen, um den Rückgang der Insekten in Deutschland besser zu verstehen.

ZSM kooperiert mit “München floriert!”

Seit 2018 heißt es in Bayerns Hauptstadt „München floriert!“. In dem Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung gehört die SNSB-Zoologische Staatssammlung München zu den Kooperationspartnern der ersten Stunde. Mit zahlreichen weiteren Partnern in München werden Wildblumenwiesen angelegt, Niststrukturen gefördert und Menschen in Vorträgen für die Welt der Wildbienen begeistert.

Schon vor dem eigentlichen Projektstart wurden an der ZSM die Ärmel hochgekrempelt: Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden bereits 2017 durch den Bund für Umwelt und Naturschutz praktische Maßnahmen auf dem Außengelände der ZSM umgesetzt. Hier wurde stellenweise der Oberboden abgeschoben, um offene Stellen für im Boden nistende Wildbienenarten zu fördern.

Doch dabei sollte es nicht bleiben: So wurde direkt neben dem Haupteingang auf einer Fläche von 600 m² in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz eine Wildblumenwiese angelegt. Bereits im Frühjahr 2019 wurde der Boden erstmalig gefräst. Schließlich konnte im Herbst dann das Saatgut ausgebracht werden. Hierzu wurde eine autochthone, d.h. gebietsheimische Saatgutmischung verwendet.

Um den Besuchern der ZSM die Bedeutung von Wildblumenwiesen als Nahrungsquelle für Wildbienen und andere Insekte zu verdeutlichen, wurde im Mai 2020 eine Infotafel zum Thema „Lebensraum Wildblumenweise“ neben der Fläche ausgestellt. Es handelt sich hierbei um das erste Kooperationsprojekt zwischen Zoologischer Staatsssammlung, Deutscher Wildtier Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz, vertreten durch die Ortsgruppe München West.

Neben den praktischen Maßnahmen spielt die ZSM eine besondere Rolle in dem Projekt, denn die umfangreiche Sammlung von Wildbienen und die technische Ausstattung der ZSM bilden eine ideale Grundlage für die Vermittlung von Artenkenntnis. Die ZSM führt zudem wissenschaftliche Begleituntersuchungen durch. Ziel ist die Entwicklung von Methoden, um die Zusammensetzung von Wildbienen-Lebensgemeinschaften anhand genetischer Kennsequenzen (DNA-Barcodes) zu bestimmen. Dadurch sollen die Maßnahmen auf Ihren Erfolg hin überprüft und Entscheidungsgrundlagen für das Biotop-Management geschaffen werden.