„Oh wow, your friend is among the finalists!“ begeisterte sich mein Taxifahrer, als wir uns durch den Los Angeles Nachmittagsstau vom Flughafen in Richtung Hollywood bemühten. „You must be very proud!“ Recht hat er: Der Rolex Award for Enterprise wird als „lebensverändernder Preis“ gesehen. Nicht nur, weil er mit 100.000 Schweizer Franken Projektgeld ordentlich dotiert ist. Insbesondere löst er ein weltweites Presseecho aus, garantiert Zugang zu den richtigen Kreisen im philanthropischen Rolex-Network und natürlich lernt man auch viele gleich gesinnte Idealisten kennen. „I hope she wins!“ rief mir mein Taxifahrer hinterher, als ich die Stufen zum Dolby Theatre in Hollywood hochging.
„Anyone can change everything“, das war das Motto der diesjährigen Rolex-Awards-Verleihung. Zum 40jährigen Jubiläum dieses Preises für Leute, die die Welt besser machen, fand ein großes Spektakel im „Home of the Oscars“ statt.
Ich hatte mir extra einen neuen schwarzen Anzug gekauft und war live dabei: Hunderte geladene Gäste, ein Orchester, inspirierende Ansprachen von Bertrand Gros, Chef von Rolex, und von James Cameron, Macher von ‘Avatar’ und waghalsigem U-Bootfahrer zum tiefsten Punkt des Ozeans… Feste feiern können sie in Hollywood!
Die 5 Preisgewinner wurden samt ihrer Bewerbungs-videos von verschiedenen Hollywood-Größen präsentiert. Ein Highlight war der Auftritt von Sylvia Earle, einer älteren Lady, die als Meeresforscherin wohl fast so viele Stunden unter wie über Wasser verbracht hat, und deshalb „Her Deepness“ genannt wird.
Sie verlieh den Award für „Protection“ an die Peruanerin Kerstin Forsberg, für den Schutz von Mantas im Norden von Peru. Wie sich herausstellte, half ihr bei den Unterwasseraufnahmen mein alter Freund Yuri Hooker, Meeresbiologe aus Lima; seit etlichen Jahren bearbeiten wir gemeinsam die Meeresnacktschnecken Perus. Que chico el mundo! (Die Welt ist klein…)
Nach dem R.J.H. Hintelmann-Preis der ZSM (2005) und dem Pew Conservation Award (2011) erhielt „unsere“ Vreni am 15.11.2016 nun also auch den Rolex Award (für „Exploration“). Mangels Oscars oder Nobelpreisen für Biologie ist das wohl die höchstmögliche Auszeichnung für Freilandbiologen wie Vreni und ihr Team. Möge der Preis Vrenis Forschungen in Südchile vorantreiben und die ewigen Nörgler, Neider, Problememacher und Wadlbeißer verstummen lassen!
James Cameron und Sylvia Earle jedenfalls wollen Vreni in ihrer Forschungsstation in Huinay besuchen kommen. Sylvia bezeichnet Vrenis Revier im Comau-Fjord in Chilenisch-Patagonien als „Hope-Spot“. Denn sie hofft, dass die wunderbare Kaltwasser-Korallenwelt hier überleben wird. Gegen die Interessen der Lachszüchter, weil Vreni und ihr Team sich kraftvoll und lautstark um den Schutz der Fjorde und ihrer Lebewesen kümmern. Ich hoffe das auch. „Her Fjordness“ Vreni wirds schon richten! Und die Arthropoda Varia – und Molluskensektionen der ZSM helfen gerne mit.