Neue Arten entdecken wir viele, aber auf vormals unbekannte Organe stößt man heutzutage auch bei Weichtieren selten. Noch dazu auf von außen gut sichtbare!
Aber der Reihe nach: Enrico Schwabe (Sektion Mollusca der ZSM) wunderte sich als Erster über die paarigen dunklen Streifen oder körnigen Flecken neben der Mundpartie von Käferschnecken. Genauer gesagt, der Mitglieder einer der beiden Hauptgruppen der Chitonen, den eher ursprünglich gebauten Lepidopleurida. Konnten das Verschmutzungen sein? Und wenn nicht, was war es dann? Und wieso wurde es Jahrhunderte lang übersehen?
Im irisch-bayerischen Team um Dr. Julia Sigwart (Queens University Belfast) konnten wir kürzlich zeigen, dass es sich bei dem vermeintlichen „Schmutz“ um ein spezielles, pigmentiertes Gewebe handelt, das über zahlreiche Nerven mit einem der Hauptnervenstränge der Chitonen in Verbindung steht (Sigwart et al. 2014). Alles deutet nun auf ein Sinnesorgan hin. Eines, das es so bei Mollusken bisher nicht gab, und dessen Pigmente bei Lagerung in Alkohol ausbleichen. Fest steht, es ist zu etwas Nutze, sonst wäre es nicht bei allen Lepidopleurida ausgeprägt, vom Flachwasser bis in die Tiefsee. Doch welche Funktionen genau dahinter stecken, wissen wir noch nicht.
Bleibt zu erwähnen, dass die klare Mehrheit der Autoren das Schwabe-Organ gegen den Willen des Entdeckers nach ihm benannte.
SIGWART, J.D., SUMNER-ROONEY L.H., SCHWABE, E., HESS, M., BRENNAN, G. & SCHRÖDL, M. 2014. A new sensory organ in “primitive” molluscs (Polyplacophora: Lepidopleurida), and its context in the nervous system of chitons. Frontiers in Zoology 11: 7.