Archiv für den Monat: Februar 2014

Barcoding Fauna Bavarica Projekt verlängert

Eristalomyia pertinax

Die Schwebfliege Eristalis pertinax – per Gensequenz zweifelsfrei bestimmbar

Das überaus erfolgreiche Projekt “Barcoding Fauna Bavarica” wurde um weitere fünf Jahre bis 2018 verlängert. In der ersten Phase des Projekts konnten bereits über 11.000 Tierarten Bayerns genetisch charakterisiert, d.h. “gebarcoded” werden (siehe faunabavarica.de). Die meisten dieser Arten lassen sich nun schnell und zuverlässig bestimmen. Insgesamt wurden in den ersten fünf Jahren nahezu 50.000 Individuen, zumeist Insekten,  genetisch untersucht.

In der zweiten Projektphase stehen vor allem angewandte Fragestellungen im Vordergrund, insbesondere die Schnittstellen zwischen Biologie, Medizin, und Lebensmittelproduktion. Des weiteren sollen im Rahmen anwendungsbezogener Teilprojekte weitere Organismengruppen einbezogen wie z.B. Pilze, Algen und Flechten. Ein weiterer Aspekt ist die Schaffung eines Internetportals mit Informationen zu bayerischen Tierarten und mit besonderem Bezug auf die Sammlungsbestände der Zoologischen Staatssammlung und die Belegexemplare des DNA-Barcoding. Damit soll der Öffentlichkeit der Zugang zu den Beständen der Staatssammlung erleichtert werden, die mit rund 25 Millionen zoologischen Objekten die mit Abstand größte naturkundliche Sammlung Deutschlands darstellt.

Das Barcoding Fauna Bavarica Projekt wird durch finanzielle Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst ermöglicht.

Stefan Schmidt

Barcode-Technik findet Pferdefleisch in Lasagne

LasagnesOb Rind oder Pferd, ob Seezunge oder Pangasius – nur selten wissen Verbraucher, ob sie wirklich das gewünschte Lebensmittel vor sich haben. Feststellen lässt sich das oft nur durch Genanalysen. Eine Methode aus der Grundlagenforschung aber könnte Lebensmittelkontrolleuren in Zukunft die Arbeit erleichtern.

DNA-Barcoding heißt eine neue Technik zur Artbestimmung im Lebensmittelsektor. Sie funktioniert im Prinzip wie eine Supermarktkasse: Ein Code wird eingelesen und mit einer Datenbank verglichen. Der schwarz-weiße Strichcode auf der Ware im Supermarkt entspricht beim DNA-Barcoding einer langen Reihe aus den vier Buchstaben C, G, A und T – sie stehen für die vier Basen, aus denen die DNA besteht. Untersucht wird allerdings nicht das gesamte Erbgut, sondern nur ein bestimmter, kurzer Abschnitt des Erbguts, anhand dessen sich eine Tierart zweifelsfrei identifizieren lässt. Bei Tieren stammt dieser Abschnitt von einem Gen der Mitochondrien-DNA, bei Pflanzen von der Chloroplasten-DNA. Die Analyse selbst läuft automatisiert ab am Ende wird der Buchstabencode mit der Onlinedatenbank des globalen Projekts “Barcode of Life” abgeglichen. Sie enthält derzeit fast 3 Mio. DNA-Barcodes, von denen mehr als 190 000 von Experten einer Art zugewiesen wurden. Dazu müssen Taxonomen, also Artbestimmungsexperten, diese Art zunächst nach der klassischen Methode bestimmen. Doch Taxonomen, die das können, werden rar – das war 2003 ein wesentlicher Grund für die Initiative des kanadischen Biologen Paul Hebert von der University of Guelph, mithilfe einer DNA-Datenbank die Artbestimmung gleichzeitig sicherer und einfacher zu machen. Ein weiterer Vorteil: Anders als bei der klassischen Methode reicht fürs DNA-Barcoding ein einzelnes Haar oder ein Insektenbein. Es bietet also ganz neue Möglichkeiten in Ökologie, Landwirtschaft – oder in der Lebensmittelüberwachung. Als 2013 wegen des Skandals rund um Pferdefleisch in Lasagne & Co. am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) erste verdächtige Lasagneproben auf den Labortischen lagen, konnte das Fleisch immerhin auf 24 Tierarten gleichzeitig analysiert werden – z. B. Rind, Schwein, Huhn,

Wissenschaftspreisverleihung 2014 an der ZSM

Am 17. Januar 2014 wurde an der ZSM zum 15. Mal der R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis für zoologische Systematik verliehen. Der mit 5000,- EURO dotierte Preis gehört weltweit zu den bedeutendsten in dieser Disziplin.

Die festliche Abendveranstaltung wurde durch eine Reihe von Vorträgen eingeleitet. Diesjähriger Preisträger was Dr. Fabien Condamine (Paris), ein Experte für die Analyse von Diversifikationsraten sowie ein ausgezeichneter Biogeograph. Sein Steckenpferd: Großschmetterlinge. Der im letzten Jahr verhinderte Preisträger des 14. Wissenschaftspreises, Dr. Mark de Bruyn (Bangor), ein Biogeograph und Evolutionsbiologe, weilte diesmal bei uns und stellte ebenfalls seine Arbeit vor. Herr O. Schmidt, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft sprach freundlicherweise ein Grußwort, wobei er kurz auf die Bedeutung der Käfer(forschung) für unsere heimischen Wälder einging.

Wie jedes Jahr wurde der Preis von Frau E. Hintelmann überreicht – ihr gebührt ganz besonderer Dank für ihr langjähriges und außerordentlich großzügiges Engagement.

Frau E. Hintelmann umgeben vom 14. (links) und 15. Wissenschaftspreisträger.