Den Berufsfischern war schon immer bekannt, dass es im Ammersee als einzigem See im Voralpengebiet so genannte Kaulbarsche gibt. Wissenschaftler der Zoologischen Staatssammlung haben diese Fische nun genauer untersucht. Sie kommen in einer Arbeit der wissenschaftlichen Zeitschrift „Spixiana“ zu dem Schluss, dass es sich bei dem Ammersee-Kaulbarsch um eine eigene Art handelt. Sowohl körperbauliche als auch genetische Analysen bestätigen diese Eigenständigkeit. Sie zeigen zudem, dass die neue Art keineswegs näher mit der „normalen“ Kaulbarsch-Art (Gymnocephalus cernua) verwandt ist, für die man sie bisher gehalten hatte. Der Ammersee-Kaulbarsch ist vielmehr näher mit einer eher raren Art aus dem Donauraum verwandt, dem Donau-Kaulbarsch (Gymnocephalus baloni). Von dieser Art unterscheidet der Ammersee-Kaulbarsch sich unter anderem durch die größeren Augen und einen dünneren Schwanzstil. Wissenschaftlich ist die neue Art lateinisch nach ihrer einzigen Heimat, dem Ammersee, benannt: Gymnocephalus ambriaelacus.
Über seine Lebensgewohnheiten ist noch wenig bekannt. Das recht unscheinbare Fischchen aus der Familie der Barsche wird kaum über 13 cm lang, wächst langsam und überschreitet erst im zweiten Lebensjahr die 8 cm Marke. Laichreife Weibchen gehen den Fischern im Mai ins Netz. Obwohl die Art ausschließlich im Ammersee vorkommt, ist sie durch die Fischerei in diesem See aber nicht bedroht, weil sie zu klein für die wirtschaftliche Nutzung ist. Problematisch ist vielmehr, dass der „normale“ Kaulbarsch (G. cernua) spätestens seit Oktober 2005 im Ammersee ungewollt heimisch geworden ist, obwohl er ursprünglich dort nicht vorkam. Wie in anderen Seen, z.B. dem Bodensee, wurde die Art wahrscheinlich zusammen mit Besatzfischen anderer Arten eingebracht. Es besteht die Gefahr, dass sich der Neuankömmling nun auch hier stark vermehren und so dem Ammersee-Kaulbarsch stark Konkurrenz machen und ihn sogar verdrängen kann. Eine genauere Untersuchung der Biologie dieser Art ist dringend geboten, um Risiken und Chancen für diese nur in Bayern heimische Fischart abschätzen zu können